Die Top 4 der Megatrends für Wirtschaft und Unternehmen

Megatrends sind Bewegungen, die die Gegenwart sowie die Zukunft beeinträchtigen und prägen werden. Solche Trends müssen nicht prognostiziert werden, sondern sie verändern bereits in der heutigen Gesellschaft und Wirtschaft das Denken und Handeln.

Doch was genau ist ein Megatrend?

Der Begriff wurde geprägt von John Naisbitt, den Begründer der modernen Zukunftsforschung, der bereits im Jahre 1980 einen Weltbestseller unter dem Titel „Megatrends“ veröffentlichte. Angelehnt an seine Veröffentlichung haben wir die drei Voraussetzungen aufgestellt, die einen Trend für uns zu einem Megatrend machen:

  1. Megatrends überdauern Perioden von mehr als 30 Jahren.
  2. Megatrends müssen in sämtlichen Bereichen (wie z.B. Politik, Konsum und Ökonomie) präsent sein und direkte Konsequenzen in diesen Bereichen herbeiführen.
  3. Megatrends beschränken sich nicht auf lokale Trends, sondern sind stets global wirksam. Die Ausprägung kann jedoch variieren und muss nicht überall gleich stark sein.

Im Rahmen einer umfassenden Studie über Innovationspotenziale in der aktuellen Wirtschaft haben wir die folgenden Top 4 der Megatrends identifiziert und für uns (neu-) definiert.

Megatrend Neo-Ökologie

Eine Studie des Zukunftsinstituts[1] über die Megatrends im Jahr 2020 zeigt, dass die Neo-Ökologie einer der fünf bedeutendsten Megatrends ist. Der Begriff Neo-Ökologie steht dabei für eine Mischung aus Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlichem Engagement. Hintergrund für diesen Trend sind Themen wie Globalisierung, Klimawandel, Rohstoffknappheit sowie ein stärkeres Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein der Konsumenten.[2]

Konkret streben Konsumenten nach einem „Konsumieren mit gutem Gewissen“ (Marktforschung) und sind deshalb gewillt, mehr Geld für faire, grüne und nachhaltige Produkte auszugeben. Reines „Greenwashing“ ist nicht mehr ausreichend, sondern die Konsumenten fordern ein immer stärkeres Umweltmanagement sowie ökologische Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen.

Unternehmen, die Neo-Ökologie als Geschäftseinstellung leben, haben langfristig auf dem Markt gegenüber ihren Wettbewerbern einen eindeutigen Verkaufsvorteil gegenüber Unternehmen, die keine implementierte Nachhaltigkeitsstrategie haben.[3]

Megatrend Hyperautomation

Laut der Gartner-Studie „Top 10 Strategic Technology Trends for 2020“[4] sind die Themen Hyperautomatisierung und autonome Dinge unter den zehn größten Technologie-Trends für das Jahr 2020. Automatisierung nutzt dabei fortgeschrittene Technologien, um einerseits die Prozessautomatisierung weiter zu steigern und andererseits Menschen zu verbessern. Dafür werden unter Anderem Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning (ML) und Roboter-Prozessautomatisierung (RPA) verwendet. Die Automatisierung bezieht sich dabei jedoch nicht nur auf die Vielfältigkeit der Instrumente, sondern zusätzlich auch auf die zunehmende Komplexität der Prozessschritte, die übernommen werden: entdecken, analysieren, designen, automatisieren, messen, überwachen und neu bewerten.[4]

Allgemein besteht das Ziel von Automatisierung oft in der Steigerung von KI-gesteuerten Entscheidungen. Dieses Ziel wird in Unternehmen gerne durch die Schaffung eines sogenannten „Digital Twin of the Organization (DTO)“ erreicht. Dieser digitale Zwilling stellt eine Visualisierung von Funktionen, Prozessen und KPIs dar und zeigt auf, inwiefern diese Komponenten zusammenspielen müssen, um Mehrwert zu schaffen. In Menschen dagegen wird dieses Ziel durch Technologien umgesetzt, die in den Menschen eingepflanzt oder die am Körper der Menschen getragen werden.[4] Bei diesen Einsatzgebieten wird von sogenannter „Human augmentation“, einer Verbesserung der menschlichen Fähigkeiten, gesprochen. Darunter fallen äußerlich angewandte Instrumente wie beispielsweise Brillen und Mikroskope sowie innerlich eingesetzte Technologien, wie zum Beispiel Implantate und Exoskelette.[5]

Megatrend De-Globalisierung

Der Trend der Individualisierung wird immer mehr abgelöst von dem neuen Trend der De-Globalisierung. Das egoistische Denken verändert sich zu einem Denken in Gemeinschaften und Gruppen oder Städte und Länder.[1] Dies führt zu einer Rückwärtsbewegung der Globalisierung und macht sich bemerkbar in einer sich aufspaltenden Weltwirtschaft und einer steigenden Regionalisierung des Handels. Für produzierende Unternehmen bedeutet das teilweise die Rückabwicklung von Outsourcing- und Offshoring-Maßnahmen zurück in das Land des Firmensitzes. Gründe sind einerseits steigende Lohnkosten im Ausland und andererseits der Kundenwunsch nach kurzen Wertschöpfungsketten und gleichzeitig nach schnellen, individuellen Lösungen.[6]

Die aktuelle De-Globalisierung hat gravierende Auswirkungen auf den Welthandel, dessen Wachstum seit 2017 stark gesunken ist. Eine solche Anomalie war in der Vergangenheit lediglich zu Zeiten von Wirtschaftskrisen zu beobachten und erholte sich im Normalfall schnell. Doch Prognosen des Internationalen Währungsfonds rechnen nicht mit einer solchen Erholung des Wachstums. Politische Unsicherheiten und Handelskonflikte müsste gelöst und Zölle wieder gesunden werden, um den globalen Handel wieder zu stärken.[7]

Megatrend Megapower

Mit Megapower bezeichnen wir Unternehmen und Persönlichkeiten, die durch ein sehr stark ausgeprägtes Monopol in einer Branche eine solche Macht besitzen, dass sie unabhängig von Investitionssummen einen gewünschten Zielmarkt disruptieren können. Für uns geht der Begriff weiter als die reine Monopolmacht, sprich die Marktmacht eines Unternehmens, das alleiniger Anbieter auf einem Markt ist und aus diesem Grund die Preispolitik aufgrund der fehlenden Konkurrenz bestimmen kann.[8]

Persönlichkeiten wie Elon Musk (u.a. Tesla und SpaceX) und Richard Branson (u.a. Virgin Airlines) haben gezeigt, dass Geldsummen kein Hindernis mehr darstellen für ihre Visionen. Durch Investitionen in Milliardenhöhe gelingt es Unternehmen und Persönlichkeiten mit Megapower ihre Ideen umzusetzen und den Zielmarkt ins Schwanken zu bringen. Erst Anfang des Jahres gründete beispielsweise Richard Branson ein neues Unternehmen, die Kreuzfahrtreederei Virgin Voyages. Obwohl Kreuzfahrten in Zeiten der Neo-Ökologie immer häufiger in Kritik geraten, setzt Branson seinen Traum einer eigenen Reederei auf seine eigene Weise jetzt um.[4] Ein eigens für sein Vorhaben gebautes Luxus-Kreuzfahrtschiff zeigt, dass in Zeiten der Megapower Geld keine Rolle mehr spielt.

Unternehmen, die jahrelang ohne Konkurrenzsorgen eine große Marktmacht in ihren Branchen verspürten, können durch die herrschende Megapower innerhalb kürzester Zeit ihre Marktmacht oder Teile davon verlieren. Der Druck auf traditionelle Unternehmen wird somit größer als je zuvor.

Referenzen

[1] Gatterer, H. (2020). Die 5 wichtigsten Megatrends für Unternehmen in den 2020er Jahren. Von www.zukunftsinstitut.de abgerufen. (Stand: 16.03.2020)

[2] Megatrend Neo-Ökologie: Mischung aus Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlichen Engagement. (04. November 2013). Von www.marktforschung.de  abgerufen. (Stand: 16.03.2020)

[3] „Neo-Ökologie wird neue Business-Moral“. (19. Oktober 2019). Von ww.n-tv.de abgerufen. (Stand: 16.03.2020)

[4] Panetta, K. (21. Oktober 2019). Gartner Top 10 Strategic Technology Trends for 2020. Von www.gartner.com abgerufen. (Stand: 16.03.2020)

[5] Raisamo, R. et al. (November 2019). Human augmentation: Past, present and future. International Journal of Human-Computer Studies, S. 131-143. Von www.sciencedirect.com abgerufen. (Stand: 16.03.2020)

[6] Fischer, M. (28. September 2019). Deglobalisierung – Paradigmenwechsel im Welthandel. Von www.wiwo.de abgerufen. (Stand: 16.03.2020)

[7] Zschäpitz, H. (23. Juli 2019). Diese historische Anomalie ist Gift für Deutschland. Von www.welt.de abgerufen. (Stand: 16.03.2020)

[8] Monopolmacht. (2020). Von http://www.vwl-online.ch/ abgerufen. (Stand: 16.03.2020)

[9] Erstes Virgin-Kreuzfahrtschiff – So stellt sich Richard Branson „rebellischen Luxus“ vor. (25. Februar 2020). Von www.spiegel.de abgerufen. (Stand: 16.03.2020)